Gedenktag zur Reichspogromnacht am jüdischen Friedhof

 Gedanken der Schüler zum Gedenken an die Reichspogromnacht

 

Man kann die Zeit nicht zurückholen.
Man kann die Zeit nicht stoppen.
Doch wer in der Zeit lebt, erfährt die Wahrheit.

Was tun wir eigentlich heute Abend hier?
Warum sollen wir jungen Leute hier sein?

Ist diese Gedenkveranstaltung nicht was für ältere Leute?
Es geht doch nur um früher?

Oder vielleicht doch nicht?!

Wir schauen zurück in die Anfänge der nationalsozialistischen Judenverfolgung und erfahren grausame Dinge, die damals passiert sind. Damals, das ist lange her und hat trotzdem mit dem Heute zu tun.
Wir schauen in unserer Geschichte zurück und entdecken, dass diese Geschichte mit dem Heute zu tun hat.
Der Hass auf Juden, einfach, weil sie Juden sind, hat seine uralten Wurzeln im religiös begründeten Antijudaismus der frühen Christen: "Die Juden haben unseren Herrn Jesus Christus ans Kreuz geschlagen", so hieß es damals vor 2000 Jahren. Juden wurden aus bestimmten Berufen ausgeschlossen und so zu Außenseitern gemacht. Ab dem späten 19. Jahrhundert kam die sogenannte Rassenideologie hinzu. Sie definieren Juden aufgrund ihrer Herkunft als Fremde und Feinde. In der Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten fand der Antisemitismus dann seinen Höhepunt - aber leider nicht sein Ende.

Die Katastrophe des Holocaust (oder besser die Katastrophe der Shoah) hat gezeigt, welch menschenfeindliche, gefährliche und uns selbst beschädigende Ideologie der Antisemitismus ist. Und trotzdem konnten Vorbehalte gegenüber Juden in vielen Teilen unserer Gesellschaft überleben - bis heute.
Noch immer haben viele Menschen in Deutschland Vorbehalte gegenüber Juden. Und anscheinend können Vorbehalte, die existieren, jederzeit wieder aufgeheizt werden. Der Anschlag in Halle vor einigen Wochen und die in einigen sozialen Netzwerken abgesetzten Kommentare dazu haben dies wieder gezeigt.

Wir gedenken heute der Opfer des Rassenwahns der Nationalsozialisten, auch der Juden in Gangelt.
Die 42 verlegten Stolpersteine, die zweimal im Jahr von uns Schülern poliert werden, legen davon Zeugnis ab.
In diesem Gedenken tun wir etwas für unsere Gegenwart und Zukunft, denn so heißt es:

Das Vergessenwollen verlängert das Exil, aber das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.